"Schuld“ ist, wenn man es so sagen will, der Patenonkel von Andreas Beuchert. Dieser betreibt in den 1970er-Jahren ein kleines Fernseh- und Radiogeschäft, in dessen Hinterstübchen oft auch Hörgeräte zum Anpassen und Reparieren landen. „Andreas, falls du einen Beruf mit Zukunft suchst, könnte das genau das Richtige für dich sein“, rät er seinem 16-jährigen Neffen zu der damals ganz neuen und relativ unbekannten Ausbildung zum Hörgeräteakustiker. Der Realschüler ist zunächst skeptisch. „Als kleiner Bub wollte ich ja immer Landwirt, später dann Kunstlehrer werden“, erinnert sich Beuchert schmunzelnd. Letztlich siegt aber die Vernunft. Gemeinsam mit seinen Eltern – „heute wäre das ein klarer Minuspunkt“ – geht es für den jungen Mosbacher zum Vorstellungsgespräch in die Landeshauptstadt und dort in eines der wenigen Verkaufsgeschäfte, die es für Hörgeräte zu dieser Zeit bereits gibt. Die Zusage flattert schnell ins Haus – und Andreas Beuchert ist der erste Lehrling, den der am Marienplatz beheimatete Betrieb einstellen wird. Drei Jahre lang dauert die Ausbildung. Für die Berufsschule muss Andreas Beuchert sechs Stunden mit dem Zug nach Lübeck fahren. Dort hat die Akademie für Hörakustik ihren Sitz. Ein Jahr bleibt er nach Ende der Lehre in Stuttgart, dann zieht es ihn wieder in die Heimat zurück. Längst ist der Beruf zur Berufung geworden. „Mein Ziel war und ist es bis heute, mit meiner Arbeit Menschen zu mehr Lebensqualität zu verhelfen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu rücken.“ Um dies zu erreichen, helfe ihm, dass er sehr beharrlich sei und viel Geduld habe, ist Andreas Beuchert überzeugt. Im Alter von 23 Jahren – nun mit Meisterabschluss – leitet er die Filiale der Firma Iffland in Heilbronn. „In meinen Anfangsjahren war es ein sehr medizinisch geprägter Beruf, bei dem man mit technisch relativ einfachen Mitteln arbeiten musste“, zieht der vierfache Familienvater den Vergleich zu heute. „Das ist mittlerweile anders.“
Selbstständigkeit
1985 wagt Andreas Beuchert den Schritt in die Selbstständigkeit – begleitet von seinem fünf Jahre jüngeren Bruder Stefan. Die zwei Beucherts ergänzen sich bestens durch ihre unterschiedlichen Vorlieben. Schätzt der ältere den engen Kundenkontakt und ist von technischen Innovationen begeistert, hat der jüngere Bruder vor allem Interesse an kaufmännischen und buchhalterischen Fragen. Es sind in den knapp vier Jahrzehnten Firmengeschichte nicht die einzigen Familienmitglieder, die in dem 25-köpfigen Team von Meister Beuchert Hörsysteme mitarbeiten. Auch die nächste Generation ist an den Standorten in Heilbronn, Mosbach, Bad Friedrichshall und Osterburken bereits mit an Bord. „Dazu gehören meine Nichte Selina Beuchert, meine Tochter Ina Irmler und mein Sohn Marius Beuchert“, zählt Andreas Beuchert auf, hält kurz inne und schiebt dann lachend hinterher: „Sie sehen, die Nachfolge ist also gesichert.“ Ans Aufhören denkt der 66-Jährige deswegen aber noch lange nicht. Wegen seiner sechs Enkelkinder habe er sich allenfalls vorgenommen, etwas kürzer zu treten, gesteht der begeisterte Fahrradfahrer und Bergwanderer. „Es motiviert mich, mit jungen Leuten etwas auf den Weg zu bringen und zu sehen, wie sie es machen.“ Er brenne auch nach knapp 50 Jahren immer noch für seinen Beruf, versichert Andreas Beuchert. Das liegt auch daran, dass in den vergangenen Jahren eine rasante, technologische Entwicklung eingesetzt hat, die er in seinen Anfangsjahren nicht für möglich gehalten hätte. Zu den fachlichen Themen, die den Firmengründer aus Mosbach besonders faszinieren, gehören Hör-Implantate. „Diese kommen zum Einsatz, wenn der Hörverlust so hochgradig ist, dass er mit einem Gerät nicht mehr auszugleichen ist“, erklärt er. Auch bei Gehörlosen oder in Fällen, in denen ein Hörgerät aus medizinischen Gründen nicht möglich sei, seien Implantate eine tolle Möglichkeit. „Diese helfen den Betroffenen, wieder mehr, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.“ Zusätzlich werde das Risiko einer bei Schwerhörigkeit drohenden Demenz gemindert.
Prävention
Auch das Thema Prävention brennt Andreas Beuchert unter den Nägeln: Kostenlose Hörtests gehören zum Angebot in allen vier Filialen des Unternehmens. Auch online kann man diese durchführen – in nur fünf Minuten. „Es ist wichtig, dass Hörprobleme rechtzeitig erkannt werden, bevor erste Synapsen im Gehirn abgebaut werden.“ Die zahlreichen positiven Rückmeldungen von Kundinnen und Kunden sind für alle im Team ein besonderer Ansporn in ihrer täglichen Arbeit. Viele Begegnungen bleiben in Erinnerung – so wie das Gespräch mit einer Kundin, die sich bei Andreas Beuchert – mit einem charmanten Augenzwinkern – nach dessen Alter erkundigte. Als Erklärung für ihre ungewöhnliche Frage schob sie hinterher, dass sie hoffe, er bleibe für eine sehr lange Zeit dem Geschäft noch erhalten. „Sie sind schließlich der zweitwichtigste Mann in meinem Leben.“
Quelle: Heilbronner Stimme vom 23. Juli 2024
Redakteurin: Andrea Eisenmann